Was hätte nicht alles aus mir werden können, ein Hofnarr etwa, oder ein Heizer auf dem Orientexpress. Aber das hat man alles nicht mehr gebraucht, als meine Berufswahl anstand. Gerne wäre ich ein versoffener Hard-Rock-Gitarrist geworden. Eine Gitarre hatte ich, und immerhin konnte ich die ersten Akkorde von „Smoke on the water“, wie jeder Langhaarige damals. Aber über drei oder vier Griffe und einiges Gegröle bin ich nicht hinausgekommen.
Hatte halt auch keine Zeit, denn meine eigentliche Leidenschaft war die Physik bzw. das Studium derselben. Der Physikerberuf war meine Leidenschaft. „War“ deshalb, weil man mich inzwischen als zu alt befunden und pensioniert hat. Die Physik habe ich von der Pike auf gelernt, an der Uni Bayreuth. Und als Udo Lindenberg grade seinen Sonderzug nach Pankow schickte, begann ich mit der Promotion auf dem Gebiet der Ultrakurzzeitspektroskopie.
Am 4. Juli 1981 dann die Infektion mit dem Theater-Virus. Es geschah beim Bürgerfest in Bayreuth, im Rahmen der Aufführung einer studentischen Theatergruppe in der Rolle des Sperling in den „Deutschen Kleinstädtern“ (Kotzebue). Wie das so ist mit den Viren, man wird sie oft nicht mehr los. Der Theater-Virus nistet sich tief ein, befällt Areale des Gehirns, die für jedwede Therapie unzugänglich sind. Außerdem: die Physik allein macht eine Unwucht im Gehirn. Ein emotionales Gegengewicht ist unverzichtbar.
Also folgten viele Stationen:
Brandenburger Kulturstadl Bayreuth
Kleines Theater Bayreuth
Thalia Bühnchen München (selbst mitgegründet)
Naturbühne Trebgast
Waldbühne Heldritt
Fränkischer Theatersommer
Das Schauspielern hat einige Nachteile: das viele Textlernen zum Beispiel, oder die vielen Proben außer Haus. Dazu die Regisseure, über die man sich ärgern kann, oder die Mitspieler, die besser sind als man selbst und einem die Show stehlen. Und den Applaus muss man am Schluss auch noch teilen. Das alles lässt sich vermeiden, wenn man ein Einmannstück selbst einübt. Damit treibt man das Textlernen natürlich auf die Spitze, also schreibt man am besten ein Kabarett-Programm. Das geht leichter ins Hirn. Die Kunst besteht darin, dummes Zeug intelligent vorzutragen. Das konnte ich und so kam es also 2017 zum Mundart-Kabarett „Aus der Dadenleidung kummd ka Bier“ im Rahmen des Fränkischen Theatersommers. Zwei weitere Programme – „Addrakdiver Middfünfziger suchd …“ (2019) und „Weihnachdsalbdraum“ (2021) – folgten.
Der „Weihnachdsalbdraum“ kam aber leider unter die Räder der Pandemie. Für 2020 waren vier Auftritte geplant, die dann corona-bedingt platzten. Immerhin konnte ich in 2021 die Dinnerversion und das gesamte Abendprogramm wenigstens je einmal spielen, bis der Lockdown kam. Dann hatte ich vom Kabarett und von der Pandemie die Nase voll. Ein Weihnachtsprogramm ist sowieso eine Schnapsidee: vor Mitte November macht es keinen Sinn und im Dezember will es kein Veranstalter anbieten, da alle – er eingeschlossen – nur noch Weihnachtsfeiern im Kopf haben. Bleiben also nur zwei bis drei Wochenenden für Aufführungen.
Nunmehr habe ich beschlossen, dass ich nicht mehr viel kaputt machen kann, wenn ich zu den gefühlt 5-10 Millionen großenteils dümmlichen deutschsprachigen Theaterstücken noch einige hinzufüge. 2025 kommt mein drittes Stück auf die Bühne, was immerhin zeigt, dass die beiden ersten wohl nicht so schlecht waren. .